Ungepflegte Grünflächen? Von wegen! Am 02. August 2020 wurden einige der insgesamt fünf Lübbener Insektenwiesen im Rahmen einer gemeinsamen Exkursion besichtigt.
Die Flächen dienen dem Insektenschutz und wurden im Jahr 2019 durch die Stadt ausgewiesen. Einmal jährlich werden diese gemäht und das Mahdgut beräumt. Warum nur eine Mahd im Jahr? „Das sieht
doch so unordentlich aus.“, fragt sich die eine oder der andere. Nun, was in den Augen mancher als unordentlich wahrgenommen wird, erfüllt für den Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten eine
außerordentlich wichtige Rolle. So bieten solche Flächen vielen seltenen oder gefährdeten Insektenarten Nahrung in Form von Nektar oder Pollen sowie Nist- und Lebensstätten. In Stängeln von
Kräutern und Gräsern, unter Steinen und Holzhaufen oder aber direkt in Bereichen offener Bodenstellen, eine Vielfalt an Niststrukturen bietet auch einer größeren Zahl an Insektenarten ein
Zuhause, denn jede hat ihre eigene ökologische Nische. Neben den Strukturen spielen natürlich auch die Pflanzen eine zentrale Rolle für viele blütenbesuchende Insekten. Werden diese nicht
regelmäßig gemäht, haben auch konkurrenzschwächere Kräuter eine Chance zu blühen und dienen somit als Nahrungsquelle für die Insekten.
„Viele verschiedene, zum Teil gefährdete, Insektenarten sowie diverse Blütenpflanzen konnten während der Wanderung bestaunt werden.“, sagt André Schwuchow. So beispielsweise die Hosenbiene
(Dasypoda hirtipes), welche ihrem Namen alle Ehre macht und sich beim Blütenbesuch ein stattliches „Pollenhöschen“ ansammelt (s. Foto). Die Art ist dabei wählerisch und fliegt ausschließlich
Korbblütler wie hier eine Kratzdistel an. Auch die bundesweit gefährdete und seltene Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima) konnte auf mehreren Flächen angetroffen werden. Jene sammelt
ihren Pollen ebenfalls nur an einer einzigen Pflanzenfamilie (Kreuzblütengewächse) und ist damit vom Vorhandensein entsprechender Pflanzen direkt abhängig. Insgesamt gibt es in Deutschland fast
600 Wildbienenarten, knapp 400 davon kommen auch in Brandenburg vor. Doch nicht nur Wildbienen, zu welchen man alle heimischen Bienen, mit Außnahme der domestizierten Honigbiene (Apis mellifera)
zählt, profitieren von den Insektenwiesen. Auch viele verschiedene Käfer, Tagfalter, Wanzen, Zikaden, Heuschrecken und weitere Gruppen leben auf den Flächen. So der schön anzusehende
Schachbrettfalter (Melanargia galathea), dessen Raupen sich von verschiedenen Gräsern ernähren, der in Deutschland stark gefährdete Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta) oder aber die
Streifenwanze (Graphosoma italicum), um nur einige zu nennen.
Die Etablierung der Insektenwiesen kann somit als erfolgreich und sinnvoll für unsere sechsbeinigen Insektenfreunde gewertet werden.
„Der Zauber steckt immer im Detail.“, so schrieb es bereits Fontane. Fühlen auch Sie sich eingeladen, einmal näher hinzuschauen, was in unserer Landschaft so summt und krabbelt. Einfach
stehenbleiben, etwas verweilen und staunen. Die Natur schafft es immer wieder uns zu faszinieren.
Kommentar schreiben