Am 7. Oktober 2023 war es wieder soweit. Der Auftakt für die Herbst-/Winterarbeitseinsätze wurde gelegt & 9 gut gelaunte, hoch motivierte Freiwillige trafen sich im Unterspreewald auf den Flächen des Landes-NABU.
Selbst der angekündigte, aber glücklicherweise ausbleibende Regen konnte die Tatkräftigen nicht davon abhalten, ihren freien Samstag an der frischen Luft, in wunderschöner & reizvoller Landschaft & Natur zu verbringen & knapp 5.000m² zu Mähen & zu beräumen. Das ging übrigens so dermaßen flott, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Ihr wart wirklich unwahrscheinlich fleißig & dafür möchte ich vorneweg noch einmal meinen ganz großen DANK aussprechen !
Die erste Fläche ist ein Trockenrasen, der zuvor durch unseren Pächter mit hoch dotierten Springpferden beweidet & freigehalten wurde. Leider konnte der Pächter aufgrund seines fortgeschrittenen Alters diese Tätigkeit nicht weiterführen & die Fläche wurde nunmehr 1 Jahr nicht beweidet. Kein Problem, eine gewisse Zeit können solche Extensivflächen auch mal ohne unser Zutun auskommen & geben in diesem Brachestadium neuen Arten aus Flora & Fauna Lebensraum.
Ein Trockenrasen kennzeichnet sich jedoch durch Nährstoffarmut & diese muss auf den Flächen auch weiterhin gewährleistet bleiben, weshalb das Mahdgut auch nicht auf den Flächen verbleiben
darf.
Silbergras, Heidenelken, Bergsandglöckchen, Flechten & vor allen Dingen Magerwiesen-Margeriten kennzeichnen diese Fläche & all diese Arten würden sofort verschwinden, wäre der
Eintrag von Nährstoffen hier zu hoch. Dies geschieht nicht nur durch die aktive Düngung, sondern ebend auch durch eine heutzutage vielerorts genutzte & so unsinnige & schadhafte Form der
Landschaftspflege, dem Mulchen.
Und genau deshalb kommt das gesamte Mahdgut auch hinunter von den Flächen & das ist durchaus eine viel größere Menge, als man sich vorstellen kann. Aber...kein Problem für so ein engagiertes Team.
Vor der Beräumung erfolgt stets die Mahd & die wird bei uns nicht mit großer & oftmals viel zu schwerer grober Technik gemacht, sondern mit kleineren Geräten. Ganz besonders wichtig ist
es uns stets, durch unsere Tätigkeiten keine Schäden an den Arten auf unseren Flächen zu hinterlassen & deshalb kommen bei uns auch keinesfalls die katastrophalen Kreiselmäher zum Einsatz,
sondern Balkenmäher. Kreiselmähwerke sind so konzipiert, dass sie einen Sog erzeugen, der das Gras aufrichtet, um dann in möglichst voller Länge geschnitten zu werden. Auch Euer Hausrasenmäher
funktioniert so, weshalb er die aufgerichteten Flügelchen an seinen Messern hat. Dieser Sog hat aber zur Folge, dass alle Insekten wie Heuschrecken, Raupen, Käfer, Schmetterlinge, aber auch
niedere Wirbeltiere wie Eidechsen oder Frösche mit in die Messer geraten. Keine Chance zum Überleben. Ein Balkenmäher ist eine ökologisch gute Alternative & erfüllt seine Aufgabe gerade auch
in höherem Bewuchs viel besser als ein Kreiselmähwerk.
Genau solche Geräte setzen wir bei uns auch ein & auch an diesem Tag haben wir alle die Vorteile erfahren, aber mehr dazu weiter unten im Text ;)
Nachdem Fläche 1, also der Trockenrasen bewältigt war, ging es im Gebiet auf eine weitere Fläche, die jedoch einen ganz anderen Charakter hat. Hier spricht man von einer Mageren Flachlandmähwiese, die vom botanischen Arteninventar deutlich vielfältiger ist, als der zuvor genannte Trockenrasen. Hier bilden Gräser einen hohen Anteil neben einigen anderen typischen Arten wie z.B. der Karthäusernelke, dem Wilden Dost, dem Großen Ehrenpreis, Wilder Möhre u.a..
Weiterhin wachsen auf & an den Übergängen zu den Nachbarflächen der Große Wiesenknopf, Prachtnelken, Roter Fingerhut, große Bestände der Kohldistel, Ackerkratzdisteln & weitere teils seltene Blütenpflanzen.
Hier gilt jedoch das gleiche Prinzip. Die Flächen sind nährstoffarm bei jedoch einem höheren Anteil an Humus im Boden & auch hier müssen die Flächen regelmäßig gemäht werden um den
Blütenaspekt möglichst hoch zu halten & die konkurrenzstarken Gräser durch die Mahd zu schwächen. Regelmäßige Mahd bedeutet nicht, dass hier wöchentlich gemäht werden muss, sondern in
unserem Fall genügt eine einmalige Mahd je Jahr im Herbst, nach der Samenreife aller Blütenpflanzen hier.
Auch hier muss unter allen Umständen, das Mahdgut von den Flächen runter. Dazu gibt es keine Alternative!
Auch hier sieht man, welche Mengen da durchaus zusammen kommen können, weshalb manuelle Wiesenmahd durchaus eine anstrengende Tätigkeit sein kann. Allerdings macht es in so einer Gruppe einfach total Spaß & die Arbeit ist schnell getan. Ausserdem gibt es bei unseren Einsätzen stets auch eine gute kulinarische Versorgung, worauf sich glaube jede & jeder Helfer meist schon freut. Dieses Mal waren es neben selbstgebackenem Kuchen auch wieder Würstchen vom Grill, sowie Rote Beete-Suppe, & auch ein Bierchen darf dabei nicht fehlen.
Mir ist es stets wichtig, dass sich alle Freiwilligen, die ihre teils rare Freizeit opfern, auch anerkannt werden & an diesen Tagen wohlfühlen. Es soll immer Spaß machen & natürlich auch stets ein Wissensaustausch geben. Meistens ergeben sich einige Fragen bei den Tätigkeiten, die wir vor Ort am besten gemeinsam besprechen & aufklären können. :)
Hier seht ihr den Grund, warum wir mit Balkenmähern arbeiten, denn dies ist einer von insgesamt 3 juvenilen Moorfröschen, die auf den Mahdflächen unterwegs waren. Das Balkenmähwerk hat keinem von ihnen eine Verletzung zugeführt.
Diese Art ist eine der 8 im Gebiet vorkommenden Amphibienarten & leider auch einjene mit dem größten Abwärtstrend. Moorfrösche waren vor 30 Jahren noch eine so häufige Art in den Gewässern im Spreewald, dass man es kaum glauben kann, diese heute nicht mehr finden zu können. Sie sind einfach verschwunden & werden auch nicht wiederkommen, wenn nicht gravierende positive Änderungen in den Ökosystemen einsetzen. Umso wichtiger ist es, die letzten ihrer Art zu schützen & genau das tun wir auch auf jede mögliche Art & Weise.
Alle Fotos & Texte ©Sebastian Fuchs