Der Winter ist eine Jahreszeit, in der man eigentlich nicht damit rechnet, dass in unseren teils eintönigen & monotonen Kiefernwäldern, kleine immergrüne
Pflanzen wachsen, die zudem auch bereits langsam ihre wunderschönen Blüten beginnen zu schieben, die dann im Sommer in voller Pracht erblühen.
Und doch gibt es diese faszinierenden kleinen Gewächse noch hier & da. Wenngleich man ganz klar sagen muss, dass diesen keine gute Zukunft bevorsteht & die Bestände nach der letzten
Kartierung im Jahr 2000, im Umfeld des Spreewaldes um mehr als die Hälfte geschrumpft sind & viele alte Vorkommen sogar komplett erloschen sind.
Das liegt zum größten Teil an der Eutrophierung unserer Landschaft. Nicht nur auf Äckern & Feldern wird gedüngt, sondern durch dieses Tun gelangt der Stickstoff auch in die Atmosphäre & fällt im wahrsten Sinne des Wortes an jedem anderem Quadratmeter in der Natur hernieder, auch in den abgelegensten & entferntesten Gegenden.
Ihr könnt das selbst wahrnehmen...gerade Menschen die gerne Pilze sammeln gehen, bemerken eine immer stärker zunehmende Vergrasung der Wälder. Auch Moose bedecken
mittlerweile komplette Waldgebiete, wie z.B. die Zypressen-Schlafmoose (Hypnum var.) & wachsen durch den Eintrag von Luftstickstoff sowie die immer milderen Winter dermaßen rasant, dass keine
andere Pflanze mehr mit ihr Schritt halten kann. Kein Fleck ist mehr unbedeckt im Wald & das ist ein Problem für alle anderen Samenpflanzen, denn deren Samen können ohne den Kontakt mit dem
Erdreich nicht mehr keimen & wachsen.
So geschieht es, dass auch das Doldige Winterlieb (Chimaphila umbellata), das Birngrün (Orthilia secunda) & das Grünblütige Wintergrün (Pyrola chlorantha) immer
weniger werden, wenngleich sie nur stellvertretend für soviele weitere Pflanzen hier genannt werden.
Alle 3 Arten sind besondere Pflanzen, denn sie können nur in Verbindung mit einem Wurzelpilz gedeihen, einem sogenannten Mykkorhizapilz. Dieser gibt der Pflanze einige Nährstoffe, welche sie zum
Überleben in den meist kargen Böden der Mark kaum findet & im Gegenzug erhält der Pilz gleichfalls einige Assimilate der Pflanze. Eine perfekte Symbiose.
Der Wurzelpilz ist allerdings sehr empfindsam & man sollte die Pflanzen daher nicht betreten. Der Pilz verträgt diesen Druck nicht & verkümmert in der Regel danach, was wiederum auch zum
Absterben der Pflanzen führen könnte.
Werden die Wälder also irgendwann zu intensiv & fortwährend durchforstet, ist es ebenfalls meist vorbei.
Das besondere an ihnen ist zudem die Winzigkeit ihrer Samen. Diese mikrokleinen, goldfarbenen Samenellipsen, die in der Regel vom Wind hinfort getragen werden &
müssen dann an einer Stelle landen, an welcher kein Moos wächst & der Wurzelpilz vorhanden ist, sonst kann kein neues Wintergrün erwachsen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber zu
früheren Zeiten, als die Bestände dieser Arten durchaus riesig waren, gab es nicht nur Milliarden von fliegenden Samenkörnern, sondern vermutlich auch einen viel verbreiteteren Wurzelpilz, sodass
eine Ausbreitung & der Erhalt dieser Arten an vielen Standorten sehr viel einfacher gelang.
Heute jedoch, diese verbliebenen winzigen Populationen zu erhalten mit den letzten wenigen Pflanzen, scheint fast hoffnungslos zu sein.
Und dass dies weitere Konsequenzen hat, zeigt die Coexistenz eines wunderhübschen kleinen Schmetterlings, dessen Raupe nur am Birngrün & dem Rundblättrigen
Wintergrün (Pyrola rotundifolia) frisst.
Dieser Falter ist so selten, das er in Brandenburg lediglich 1 einziges mal vor mehr als 100 Jahren gefunden wurde. Nun haben wir ihn vor wenigen Tagen in der Nähe von Berlin & bei Altdöbern
gefunden & damit den 2. & 3. Nachweis für Brandenburg erbracht, worüber wir uns sehr gefreut haben.
Aber, immer mit dem Hintergedanken, dass auch diese ohnehin seltene Art verschwinden
wird, nachdem sie wohl durchaus zigtausende Jahre auf der Welt & auch in Brandenburgs Wäldern gelebt hat, nämlich dann wenn das Birngrün nicht mehr in unseren Wäldern zu finden ist...
Wer wissen will wie er aussieht, kann ihn hier anschauen...
Im Spreewald stehen die zuvor genannten Wintergrün Arten kurz vor dem Aussterben. Es wäre schön, wenn eine dieser recht leicht erkenn- & identifizierbaren Arten
von Euch entdeckt werden & Ihr dies sehr gerne beim NABU Lübben meldet. Wir würden diese Info an die zuständige Behörde weiterleiten & versuchen, diese Art dort zu erhalten.
Dafür benötige ich eine Info per Mail mit einem guten, aussagekräftigen Foto der Pflanzen. Lest & vergleicht jedoch bitte zuvor selbst Fotos im Netz, mit Eurem Fund.
Danke für Eure Mithilfe.
Alle Fotos im Artikel ©Sebastian Fuchs