Storchenbericht Spreewald 2024

 

 

Auch in diesem Jahr erfolgte die Bestandsaufnahme des Weißstorches (Ciconia ciconia) im Spreewald.

Die Auswertungen wurden beim Treffen der Südbrandenburger Storchenbetreuer am 5.Oktober im Weißstorchzentrum Vetschau besprochen & damit ging das Storchenjahr 2024 seinem Ende entgegen.

 

Begonnen hatte es, abgesehen von dem in Waldow/Brand überwinternden Altstorch, mit der ersten Beobachtung eines Storchs am 15.März in der Nähe von Schlepzig.

Diesem folgten dann zügig viele andere, so dass Anfang April schon die meisten Paare beisammen waren. Dies & die Wiederbesiedlung langer Zeit ungenutzter Nester wie beispielsweise in Neuendorf/See oder Neuschadow ließen auf ein gutes Storchenjahr hoffen.                   

 

Jedoch gab es Anfang Juni eine Reihe von Brutverlusten infolge Unterkühlung von Jungvögeln, welche daraufhin auch verendeten.
Die versuchte Neuansiedlung in der Lieberoser Straße in Lübben resultierte auch aus einem Gelegeverlust in der Nähe.

Hinzu kamen Verluste von Altvögeln vorrangig im Straßenverkehr, sowie die Tötung von Jungtieren durch einen Greifvögel in Neuzauche, wobei die Art nicht sicher bestimmt werden konnte. Der Verdacht bestand für den Rotmilan.

 

Tragisch war auch der Tod eines Altvogels an einer Stromleitung in Biebersdorf.  Aufgrund der Zufütterung durch Familie Mertke konnte der verbliebene Altvogel jedoch die 4 Jungen auch alleine bis zum Flüggewerden pflegen.

 

Durch diese Verluste ergaben sich sehr schlechte Nachwuchszahlen in Neuzauche, wo trotz 3 Nestern nicht ein Jungvogel flügge wurde . Auch in Schlepzig & Altzauche ergaben sich dadurch schlechte Bruterfolgsergebnisse.

Positiv ist in jedem Fall, dass die Gegend um den Neuendorfer See & die Heidedörfer im Osten des Landkreises wieder besiedelt sind & es dort zum Teil 3 & 4 Jungvögel im Nest gab.

 

Insgesamt brüteten bei uns von 70 Paaren 55 erfolgreich & es gelangten 141 Junge zum Ausfliegen.

 

Diese zogen dann recht zeitig ab, wie ein Trupp von 54 Störchen am 5. August  auf dem „Langen Rücken“ zeigte. Wegzugsbeginn ist sonst die Zeit um den 15. August.

 

Der letzte Storch wurde am 17. September in der Landgrabenniederung bei Biebersdorf/Krugau beobachtet.

 

Insgesamt kann das Jahr 2024 für unserer Region als knapp mittelmäßig bezeichnet werden, wie die Grafik zeigt.

 

 

Grafik: Arnulf Weingardt
Grafik: Arnulf Weingardt

 

 

Die Grafik zeigt im Kurzzeittrend eine stete bis leicht abnehmende Tendenz, während der Langzeittrend leicht steigend ist. Der Bruterfolgsindex zeigt jedoch einen abnehmenden Trend (weiße Parabellinie unter der blauen Linie).

 

Somit steht die Entwicklung des Weißstorches u.a. im Spreewald, gegensätzlich zu der teils sehr starken positiven Populationsentwicklung im südlichen & westlichen Deutschland.

Annehmbar ist der dortige Anstieg durch die günstige, kürzere & wohl verlustfreiere westliche Zugroute über Frankreich nach Spanien, während unsere Weißstörche zu den Ostziehern gehören & weitere Strecken bis hinab zur Türkei etc. unternehmen müssen.

 

Jedoch sind die Bedingungen hier vor Ort, also in den Brutgebieten ebenfalls ausschlaggebend z.B. für die Gelegegröße & letztlich auch die Anzahl der flüggen Jungen.

Nicht Nistplatzmangel ist der Grund für den Rückgang der Jungvögel je Nest, sondern Nahrungsmangel.
Immer mehr ausgeräumte Landschaften, Verlust von Brachflächen, Trockenlegung & Übernutzung von Dauergrünlandflächen durch mehrfache intensive Mahd je Jahr verringern die Biodiversität von Flora & Fauna auf diesen Flächen eklatant & nachhaltig.
Die mittlerweile geringe Anwesenheit von Greifvögeln & Weißstörchen bei Mahdereignissen zeigen den Mangel an verfügbarem Futter direkt an. Kaum mehr Amphibien & Reptilien, aber auch eine drastische Verarmung von Insekten wie Heuschrecken sind das Ergebnis von zu rigoroser Bewirtschaftungsform (auch auf Biologisch bewirtschafteten Flächen!) & haben zur Folge, dass kaum mehr Großvögel bei diesen landwirtschaftlichen Ereignissen zugegen sind.

 

Wo noch vor 20 Jahren mehrere Dutzend Weißstörche, Rot- & Schwarzmilane, Mäusebussarde, Turmfalken & hunderte Stare bei Grünlandmahden beobachtet werden konnten,  bleibt der Himmel & die Wiese hinter dem Traktor heute häufig komplett leer.......