Anfang November war es wieder so weit & 11 Freiwillige trafen sich auf den wunderschönen Flächen des NABUs, um dort Trockenrasenflächen zu mähen & zu beräumen, Frischwiesen von Schilf zu befreien, einige umgekippte Espen beiseite zu packen. Am Ende kam der schwerste Part & wir haben zusammen noch knapp 200 Erlen geringelt. Warum wir das alles getan haben, folgt weiter unten im Text.
Das Wetter war widererwarten ziemlich gut. Der Wetterbericht hat zwar in den Tagen zuvor von Dauerregen gesprochen, aber wir wurden heute nicht nass. Zumindest nicht vom Regen, aber geschwitzt haben wir schon beim Arbeiten. :-)
Nachdem ich mit einem neuen Helfer im Team, Dieter aus dem Unterspreewald, bereits einige Tage zuvor am Ort war & wir gemeinsam die Flächen mit Balkenmäher & Freischneider gemäht haben, bekamen wir kurz darauf das Angebot von der Naturwacht des Biosphärenreservates, einen Teil der Flächen schon vom Mahdgut beräumen zu lassen, welches ich mit großem Dank annahm.
Ich würde mich sehr freuen, die Zusammenarbeit weiterhin noch zu intensivieren & auszubauen.
Die Trockenrasenfläche, welche im Sommer wunderbar blüht & botanische Kostbarkeiten wie die Karthäusernelke, den Ährigen Ehrenpreis & Wilden Dost beherbergt, muss alljährlich nach der Samenreife gemäht & beräumt werden.
Die Fläche muss vor einer Nährstoffüberfrachtung bewahrt werden, weil diese dazu führen würde, dass Brennesseln & Gräser zu schnell & dicht wachsen täten & damit den sensiblen Arten Licht & Platz streitig machen & sie letztlich auch verdrängen würden.
Diese Problematik ist in unserer Landschaft heute allgegenwärtig & nahezu auf fast allen Grünlandflächen festzustellen. Diese werden gedüngt, gemulcht, gewalzt & permanent übernutzt, was dazu führt, dass auf diesen kaum mehr ursprüngliche Wiesenkräuter zu finden sind, stattdessen monotone Fettgraswiesen das Offenland dominieren. Die Probleme die damit einhergehen, nämlich der Verarmung von Insekten- & Vogelbeständen sind mittlerweile eingehend bekannt.
Zwischen den Arbeiten gibt's mittlerweile traditionell eine kräftige Suppe aus dem riesigen 23l Topf. Mir liegt es sehr am Herzen, dass alle Helfer sich bei den Einsätzen wohl fühlen & der
Tag ihnen auch Freude bereitet.
Zudem sind die Gespräche am Feuer häufig recht interessant, erfährt man einfach auch viel Neues, bzw. lernen sich die Menschen hier auch persönlich kennen, denn nicht jeder kennt jeden zuvor.
Im Übrigen sind auch nicht alle Helfenden gleichzeitig Nabu-Mitglieder. Ich lege da keinen gesonderten Wert drauf wer woher kommt, sondern freue mich einfach über jeden der mitmachen mag.
Zu guter Letzt arbeitet es sich nach einer Stärkung auch gleich nochmal besser, denn auch an diesem Tag kam die anspruchsvollste Arbeit erst nach dem Mittagessen.
Alle sind mit großem Eifer dabei & ich muss auch an dieser Stelle nochmal meinen aufrichtigen Dank an
Euch aussprechen. Wahnsinn wie fleißig & ausdauernd ihr wart! DANKE
Die Jungerlen stellen ein durchaus großes Problem dar, denn diese machen sich zunehmend auf unserer wunderbaren Hochstaudenwiese breit & verdrängen dort Raritäten wie den Großen Wiesenknopf, die Prachtnelke, Mädesüß, Kohldistel, Kuckucks-Lichtnelke etc.
Weiterhin sorgt das viele Falllaub für immens hohe Nährstofffrachten auf der Fläche & ist für die Pflanzenvielfalt vollkommen kontraproduktiv.
Erlen kann man aber nicht einfach absägen & dann ist die Sache erledigt. Im Gegenteil, man verschlimmert damit die Situation noch deutlich, da aus jedem Wurzelstock im nächsten Jahr sofort 8-15 neuen Erlen austreiben würden & man nach 3 Jahren einer dunklen undurchdringlichen Erlenwand gegenüber stünde.
Das wäre das Aus für alle lichthungrigen Blütenpflanzen in diesem Areal. Ausgraben geht auch nicht. Wir sind in einem NSG & hier sind einige Dinge nicht erlaubt & daran halten wir uns natürlich.
Es gibt demnach nur eine Maßnahme & diese ist uralt aber verdammt gut, denn sie erfordert kaum spezielles Werkzeug , macht keinen Lärm & ist sehr effektiv. Das Ringeln von Gehölzen ist
die einzig effiziente Art, Bäume mit hohem Wurzelausschlagsvermögen wie der Robinie, der Erle, Espe, Birke etc. zu begegnen.
Durch das Ringeln vergeht der Baum langsam, da kein Stofftransport mehr in die Kronenregion stattfinden kann & dies von der Pflanze erst zu spät "bemerkt" wird. Anders als beim Absägen, bei
welchem der Baum sofort mit dem Wiederaustrieb reagiert, versucht die geringelte Pflanze weiterhin Stoffe in die Krone zu transportieren & verbraucht so permanent Energie & stirbt
gleichzeitig ab.
Das Ringeln wird in der Forst ebenfalls angewandt, um bei gleichzeitiger Auflichtung von Schlägen, weiterhin gegenseitigen Standschutz, z.B. bei Schneebruchgefahr zu gewährleisten.
Nicht nur seltene Pflanzen & Tiere sind auf unserer Fläche vorhanden, sondern auch ganz besondere Pilzarten, die man so sonst kaum (mehr) findet.
Ein Helfer machte auf den Stubben, welche vor 6 Jahren als Strukturaufwertung für Waldeidechse, Schlingnatter & Ziegenmelker hierher gebracht wurden, eine tolle Entdeckung. Dieses komische Gebilde ist eine Bischofsmütze, ein in unserer Region äußerst seltener Pilz der zu den Giftlorchelverwandten gehört.
Diese Art wächst im Spätherbst & Frühwinter & das nur auf altem vergehendem Holz.
In aufgeräumten Industrieforsten wird man diese besondere Art nicht finden können, denn zeigt die Bischofsmütze ganz besonders auch naturräumliche Gebiete an, in welchen der menschliche
Einfluss weniger groß ist, als an den meisten anderen Orten.
Der Pilz wird selbstverständlich der DGfM, der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gemeldet & fügt hoffentlich einen Teil zum Bild der Gesamtverbreitung der Art in Deutschland bei.
Auch Fledermäuse finden sich noch recht zahlreich bei uns. Die knapp 30 Fledermauskästen, welche ich auf der Fläche verteilt habe, bieten verschiedenen Arten ganzjährig Quartier.
Im Sommer finden sich Wochenstuben der winzigen Mückenfledermäuse in einigen Kästen, während im Winter auch größere Anzahlen vom Großen Abendsegler (Foto) anzutreffen sind.
Leider ist diese Art mittlerweile auch in unserer Spreewaldregion stark rückgängig. Alljährlich zählen wir an verschiedenen Standorten die Anzahlen in den traditionellen Quartieren & müssen
nun immer häufiger große Bestandseinbußen notieren.
Diese Art benötigt durchaus größere Insekten als Futtertiere, Waldbestände mit vielen Altbäumen & dementsprechend einem großen Höhlenangebot. All diese elementaren Dinge werden immer rarer
& fordern seine Tribute beim Großen Abendsegler.
Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn ich beim Begehen der Fläche das laute Zwitschern der Abendsegler aus den Kästen höre, denn das ist charakteristisch für diese große Fledermausart mit dem rehbrauen Fell.
Die nachfolgende Pflanze kann zu einer imposanten Staude heranwachsen.
Früher auf vielen Feuchtwiesen anzutreffen, ist diese wunderschöne Art heute im Prinzip überall verschwunden im Spreewald.
Die Prachtnelke, welche mit ihrem lateinischen Namen Dianthus SUPERBUS schon deutlich macht, wie prächtig diese sein kann, überzeugt nicht nur durch ihre feingliedrigen zartrosa/weißen Blüten, sondern auch mit einem betörenden Duft, der erst nach Einbruch der Dunkelheit seine volle Intensität erreicht.
Warum aber erst zu so später Stunde eigentlich?
Die Prachtnelke hat einen sehr langen Blütenkelch an dessen Ende der Stempel sitzt, welchen normale Bestäuber wie Bienen oder Hummeln nicht erreichen können. Dazu wird ein langer Rüssel benötigt & diesen haben z.B. Schmetterlinge.
Wer dann einmal nach Einbruch der Dunkelheit ein so üppig blühendes Exemplar aufsucht, wird durchaus mehrere Nachtfalter an der Pflanze entdecken können, welche Blüte für Blüte anfliegen & mit ihrem langen Saugrüssel den tief im Kelch befindlichen Nektar saugen & dabei die Bestäubung vornehmen...angezogen wurden sie zuvor von dem unglaublich süßen Duft, der stark nach Vanille riecht.
Die NABU Flächen verfügen über die letzten Standorte der Art hier im Spreewald & sind deshalb besonders schützenswert.
Am Ende des Tages waren alle immer noch gut gelaunt & freuen sich aufs neue Jahr um zu beobachten, für wen sie diese Arbeiten ausgeführt haben....damit Ihr auch einen Einblick erhaltet, habe ich Euch einige weitere Fotos angehangen.
Danke für den Besuch unserer Seite & eine schöne Adventszeit Euch allen.
Sebastian
Alle Fotos & Text © S.Fuchs
Kommentar schreiben